Abschlussbericht Ludwig-Schwamb-Schule 2024 

 

Name: N.

Schulhalbjahr: 2024

Geb.: 2017/2018

Fachkraft: Fr. S. u. Fr. P.

Berichtszeitraum: 02/24-07/24

Ort: M.

 

  1. Ergebnisse im Berichtszeitraum

- N.s Leistungen haben sich verbessert

- N.s soziale Fähigkeiten haben sich verbessert

- N. lässt sich weniger durch andere Kinder ablenken und kann selbstständig arbeiten

- N. wird seltener frustriert, dementsprechend ist das Kind weniger gewaltbereit

- N. hat mehr Selbstbewusstsein

- N. akzeptiert Grenzen

- Einbinden einer Übersetzungs-KI

- Signalwort „Mikrofon“ für die Nutzung der KI

- N. hat Freundschaften zu anderen Kindern geschlossen

- N. hat die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene für N. da sein können und N. liebevoll begegnen

 

Sonstiger Ressourcenaufbau im Berichtszeitraum

  • Respekt gegenüber N.s Grenzen war im Prozess besonders wichtig
  • Hilfe war weniger auf Leistungsverbesserung ausgerichtet als darauf, dass N. lernt selbstständig mit der Frust umzugehen
  • Der spielerische Umgang mit Schulaufgaben, das Einbinden von N.s Kuscheltieren und Witze nach jeder gemachten Aufgabe waren besonders relevant
  • Begleitung bei einigen zwischenmenschlichen Interaktionen (wie frage ich nach einem Stift, wie entschuldige ich mich)

 

Besonderheiten im Hilfeverlauf

Frustabbau war für diesen Prozess besonders notwendig, da N. sehr wenig deutsch spricht und versteht. Die Lehrkraft hat es meistens versäumt die Aufgabenstellung auf N.s Sprache zu wiederholen, weshalb N. die Aufgabe nicht verstand und auch nicht nach Hilfe fragen konnte, wodurch das Kind schnell frustriert war, andere Kinder störte und schlug.

Das Einbinden einer Übersetzungs-KI war im Prozess auschlaggebend. Mit der Zeit konnte mit N. auf das Signalwort „Mikrofon“ geeinigt werden, das bedeutete, dass das Schulkind etwas sagen/fragen möchte oder die Assistenz etwas auf N.s Muttersprache erklären soll. Mit der Zeit lernte N. wie man nach Hilfe fragt, wie man sich abgrenzt und wie man auch weniger destruktiv mit Frust umgehen kann.

Außerdem wurde gegen Ende des Schuljahres ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung durch eine Zeichnung N.s festgestellt. Es folgten Gespräche mit N. und einer Übersetzerin und mit der Kindesmutter. Die Mutter habe seitdem eine Familienhilfe beantragt.

 

  1. Allgemeine Informationen
  2. ist in der Ukraine geboren und am Anfang des Krieges mit der Mutter nach Deutschland gekommen. N. lebt mit der Mutter und ihrem Lebenspartner in einem Haushalt. N. besuchte den Kindergarten nicht.

 

  1. wurde mit 6 eingeschult. Die fehlende Zeit im Kindergarten macht sich in den sozialen und emotionalen Fähigkeiten bemerkbar. Durch die fehlenden sprachlichen Ebenen konnten Indizien für psychische Probleme nicht festgestellt werden, daher wurde auch keine Diagnostik angestrebt. N. wird sowohl von der Mutter als auch deren Lebenspartner regelmäßig geschlagen, wenn N. sich nicht so verhält, wie sie es wollen. N. summt oft kleine Sequenzen von Tiktok Musik und hat ein Faible für gruselige Zeichentrickfiguren. Motorisch ist N. sehr begabt, zeichnet, malt und bastelt gerne.

 

  1. Ausgangssituation

N.s Leistung in der Schule war von Anfang an erstaunlich gut im Hinblick darauf, dass er die Sprache nicht spricht. In Mathe sind die Leistungen von N. hervorragend und auch das Lesen und Schreiben fällt dem Schulkind leicht. Probleme entstehen, wenn N. die Aufgabenstellung nicht versteht oder einzelne Worte in der Aufgabe nicht kennt.

 

  1. wurde für das Projekt ausgewählt, weil N. durch die fehlende Impulskontrolle die Klassengemeinschaft immens störte. Die Lehrkräfte haben die Aufgabenstellung nur selten übersetzt, woraus dann N.s Frustration entstand und N. fing erst an zu spielen, wenn das Spiel weggenommen wurde, störte die anderen Kinder und brachte somit viel Unruhe in die Klasse. Weiter wurde es schnell in den Pausen sichtbar, dass N. nicht in der Lage war, angemessen auf Kinder zuzugehen und in Konflikten zu reagieren.

 

  1. Aktuelle Situation

Am Anfang der Zusammenarbeit war es erst wichtig zu etablieren, dass die Assistenz N. zu nichts zwingen wird und N. den Rhythmus der Arbeit bestimmt. Die Assistenz verwendete von Anfang an eine Übersetzungs-KI. N. hat schnell gemerkt, dass die Assistenz Interesse an N. hat, wodurch sich das Schulkind über die Zeit wertgeschätzt fühlte. Die Zusammenarbeit umfasste sowohl das Erledigen der Schulaufgaben in Deutsch und Mathe als auch Kontaktaufnahme mit den Kindern der Klasse. Die Arbeit in Bezug auf die Schulaufgaben erforderte oft nur eine Übersetzung der Aufgabenstellung. Die Arbeit am Zwischenmenschlichen umfasste grundlegende Umgangsregeln wie „wir schlagen keine anderen Kinder“ aber auch, „man sagt Entschuldigung“. Da N. all diese Worte wie „Bitte“, „Danke“ und „Tut mir leid“ nicht kannte, wirkte das Kind oft unhöflich und unfreundlich. Mit der Übung dieser Worte in den Situationen gewann N. an Selbstvertrauen und verwendete diese Worte immer mehr.

 

Der Assistenz ist es gelungen, eine enge Bindung zu N. aufzubauen. N. arbeitete sehr gerne mit der Assistenz zusammen und erzählte zu Hause von ihr. N. suchte oft Körperkontakt und bat selbstständig um Hilfe.

 

Trotz der vertrauensvollen und engen Bindung konnten tiefergehende, eventuelle psychische Auffälligkeiten nicht herausgearbeitet werden. Die Assistenz führt dies auf die fehlende sprachliche Ebene zurück. Weitere Beobachtung im Verlauf der nächsten Jahre mit N.s sprachlicher Entwicklung wäre sinnvoll.

 

  1. sucht verzweifelt nach Kontakt zu anderen Kindern, wusste jedoch lange nicht dies zu bewerkstelligen. Durch die eventuelle Flucht, Corona-Zeit und die Erfahrung körperlicher Gewalt, die N. erlebt, wurde N. nie vorgelebt, wie gesunde Kontakte und Beziehungen aussehen können. Auch seitens der Lehrkräfte wurde es nicht zwingend verbessert. N. wurde oft als „verhaltensauffällig“ abgestempelt, jedoch nicht nach den Gründen hierfür gesucht. N. bekam dadurch das Gefühl, nicht wertvoll zu sein. Die Assistenz hofft, dem entgegengewirkt zu haben und wünscht N. alles Gute für die Zukunft.

 

 

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(Schülerassistenz)                                                                 (Teamleitung Projekt)

 

 

Zur vertraulichen Behandlung von personenbezogenen Daten wurden Namen und Orte des Projekts „Chancengleichheit bei Schulbeginn“ anonymisiert.

 

 

 

 

 

Verlaufsbericht Ludwig-Schwamb-Schule 2023/2024

   

Name: N.

Schuljahr: 2023/2024

Geb.: 2018

Fachkraft: Frau S. und Frau P.

Berichtszeitraum: 09. 2023-08.2024

Ort: M.

 

  1. Ergebnisse im Berichtszeitraum

- N.s Leistungen in Deutsch haben sich verbessert

- N. traut sich mehr, sich im Unterricht zu melden

- N.s Kompromissbereitschaft hat sich erheblich gebessert

- N. kann Gefühle und Bedürfnisse besser kommunizieren

- N. ist mehr in der Lage Beziehungen zu anderen Kindern einzugehen

 

Sonstiger Ressourcenaufbau im Berichtszeitraum

Die Bereitschaft der Schülerassistenz, mit einer Übersetzungs-KI zu arbeiten, bewirkte, dass N. sich gesehen und verstanden fühlt. N. kann kein Deutsch und kann sich daher nicht mitteilen.

  1. und weitere Kinder besuchen nun den Deutschunterricht, während anderer Kinder „Soziales Lernen“ haben. Zudem arbeiten mittlerweile mehrere Lehrkräfte mit der KI.

In der Pause spielt die Schülerassistenz oft mit N. zusammen. In der Klasse befinden sich auch andere Kinder, die dieselbe Sprache sprechen wie N., sie erklären N. manchmal auch die Anweisungen.

Eine Probe in einer anderen ersten Klasse steht an. Hier soll untersucht werden, ob N.s Probleme in der Mitarbeit an der generellen Unruhe der Klasse liegen oder ob N. eventuell Schwierigkeiten hat, sich für längere Zeit zu konzentrieren.

 

Besonderheiten im Hilfeverlauf

Besonders gestaltet sich die Zusammenarbeit, da es keine gemeinsame Sprache gesprochen wird. N. kann sich nicht mitteilen und ist schnell frustriert, wenn es die Aufgabe nicht versteht.

 

  1. Allgemeine Informationen
  2. wurde in der Ukraine geboren und ist kurz nach dem Ausbruch des Krieges mit der Kernfamilie nach Deutschland geflüchtet. N. und die Mutter sprechen beide kein Deutsch. Es gibt keinerlei Informationen über den Vater, Wohnverhältnissen oder Geschwister.
  3. besuchte den Kindergarten in Deutschland. N befand sich auch während der Corona Pandemie in Deutschland und kam mit dem Schließen des Kindergartens weniger zurecht. N. ist teilweise aggressiv zu anderen Kindern, jedoch besonders hilfsbereit.

 

 

  1. Ausgangssituation

N.s schulische Leistung bedarf wenig Unterstützung. Trotz den fehlenden sprachlichen Kenntnissen in Wort kann N. schreiben und lesen. In Mathe hat N. keine Schwierigkeiten. N.s Deutschkenntnisse müssen dringend verbessert werden. Durch die fehlende Möglichkeit zum externen Spracherwerb ist N. nicht in der Lage im Klassengeschehen adäquat teilzunehmen, sich mitzuteilen, Grenzen zu setzen und sich durchzusetzen.

  1. ist in der Lage, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen auf der Muttersprache zu äußern. N.s auffällige Verhalten tritt ein, wenn es die Aufgabenstellung nicht versteht und die Lehrkraft sich nicht die Zeit nehmen kann, diese extra für N. in einfacher Sprache zu erklären oder zu übersetzen.

Wird die Aufgabenstellung jedoch von der Schülerassistenz erklärt oder übersetzt, zeigt N. besondere Dankbarkeit und arbeitet meist gut mit. N. benötigt aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse logischerweise mehr Zeit, um die Lehrkraft vollständig zu verstehen. Die Unterstützung wird mit der Zeit besser gelingen, je mehr N. die deutsche Sprache beherrscht.

 

  1. Aktuelle Situation
  2. hat schnell eine Bindung zur Schülerassistenz aufgebaut und genießt die besondere Aufmerksamkeit. Die Nutzung des KIs war entscheidend für die Zusammenarbeit.

Das Arbeitsverhältnis bezeichnet sich generell sehr entspannt. N. nimmt die Vorschläge der Schülerassistenz gut an und ist bereit, Kompromisse mit der Schülerassistenz zu schließen.

Die Zusammenarbeit hat das Selbstwertgefühl des Kindes gestärkt.   
Es besteht eine gute Beziehungs- und Kooperationsverhältnis.  

Gemeinsam mit N., den Klassenlehrerinnen und der Schülerassistenz wurde besprochen, dass die Zusammenarbeit im nächsten Halbjahr fortgeführt wird, die Intensität kann sich jedoch mit zunehmenden Deutschkenntnissen N.s ändern.

 

  1. Ziele
  2. Ziel

Partizipation, Selbstbewusstsein, Fördern des Gemeinschaftsgefühls

 

1.1 Richtungsziel

N.s Teilnahme am Unterricht soll intensiviert werden     

N.s Selbstwertgefühl soll gestärkt werden

N.s Sozialverhalten in Bezug auf andere Kinder soll weiter beobachtet und eventuell verbessert werden

 

1.2 Handlungsziel

N ist bis zum Ende des Schuljahres in der Lage, sich im Unterricht zu beteiligen und die Aufgabenstellungen selbstständig zu verstehen.
N. ist bis zum Ende des Schuljahres in der Lage, sich ins Klassenleben einzubringen.
N. ist bis zum Ende des Schuljahres in der Lage sich mitzuteilen und merkt, dass N. genauso viel Wert ist, wie andere Kinder.        
N.s eventuellen weiteren Auffälligkeiten werden erkannt und eventuelle weiterführende Maßnahmen werden ergriffen.

 

1.3 Handlungsschritte

Regelmäßige Unterstützung bei den Arbeitsaufgaben anbieten  
KI-Übersetzung im Verlauf des nächsten Halbjahres immer mehr auslaufen lassen, um N. zum Sprechen auf Deutsch zu bringen  
Gespräche mit den Lehrkräften führen, um den Deutschunterricht für N. weiter aufrechtzuerhalten.
Persönliche Gespräche über Gefühle, Wünsche und Befinden in der Klasse suchen, eventuell auch auf Deutsch führen

 

1.4 Ressourcen zur Zielerreichung

Die Schülerassistenz erklärt die Aufgabenstellung auf Deutsch in einfacher Sprache, notfalls mithilfe des KIs und unterstützt N. beim Erledigen der Aufgabe. N. spielerisch in den Pausen immer mehr dazu bringen, Deutsch zu reden.         

 

 

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(Schülerassistenz)                                                                (Teamleitung Projekt)

                       

 

Zur vertraulichen Behandlung von personenbezogenen Daten wurden Namen und Orte des Projekts „Chancengleichheit bei Schulbeginn“ anonymisiert.

 

Abschlussbericht 1. Halbjahr Ludwig-Schwamb-Schule 2022/2023

  

Name: E.

Schulhalbjahr: 2022/23

Geb.: 2016

Fachkraft: Frau S.

Berichtszeitraum: 10/2022-01/2023

Ort: Mainz

 

  1. Ergebnisse im Berichtszeitraum

-E. weint nicht mehr bei jeder Kleinigkeit

-E. arbeitet selbstständig an Übungen

-E. bringt regelmäßig Hausaufgaben mit

 

Besonderheiten im Hilfeverlauf

Zu Beginn des Schuljahres und darüber hinaus hat E. verhältnismäßig oft die Fassung verloren und kam jeden Tag weinend in die Klasse, meist ausgelöst durch die Abwesenheit der Mutter. Sobald die Herausforderung zu groß wurde, hat E. angefangen zu weinen. Dies traf auf eigentlich jede Aufgabe zu.

 

  1. Allgemeine Informationen
  2. wurde regulär mit 6 Jahren eingeschult und wohnt mit beiden Eltern und den Geschwistern zusammen. E. ist türkischer Abstammung. E. weint viel und verliert schnell die Fassung. E. hatte daher zu Beginn Schwierigkeiten bei den anderen Kindern Anschluss zu finden und bekam zu Beginn des Schuljahres bereits einen Spitznamen.

 

  1. Ausgangssituation

-E. geht in der Pause offen und fröhlich auf andere Kinder zu

-E. stößt durch weinerliches Verhalten oft auf Ablehnung

-E. verliert dadurch viel Zeit und hat zu Beginn des Schuljahres Defizite in Mathe und Deutsch

-E. ist mittlerweile besser in Mathe, weist aber Defizite in Deutsch und Sachkunde auf

-E. ist sonst eher ruhig, lässt sich aber leicht von anderen Kindern ablenken

 

  1. Aktuelle Situation

Die Schülerassistenz begleitete E. durch diverse Fächer und half bei Fragen. Die Schülerassistenz und das Schulkind haben eine vertrauensvolle und enge Beziehung aufgebaut, was dazu führte, dass sich E. während der Abwesenheit der Schülerassistenz hilflos fühlte. Es ist jedoch mittlerweile zu konstatieren, dass E. mehr Selbstbewusstsein zeigt, weniger weint und eigenständiger wird. Diese Entwicklung hat eine immense Auswirkung auf das Arbeitsverhalten des Schulkindes, indem es mittlerweile die Hilfe der Schülerassistenz ablehnt und Eigeninitiative zeigt. Es hat sich gezeigt, dass die Unterstützung seitens der Schülerassistenz die intrinsische Motivation des Schulkindes hervorrufen konnte, was als das größte Ziel dieses Projektes gilt, wenn die Hilfe bereits nach kürzester Zeit überflüssig wird. Daher ist davon auszugehen, dass E. das zweite Halbjahr problemlos meistern kann und keine intensiven Unterstützung der Schülerassistenz mehr benötigt. 

 

EVIM wünscht E. für die Zukunft alles Gute und hofft darauf, dass E. weiterhin die Sammelkarten mit den anderen Kindern teilen kann, insofern E. sie nicht alle verschenkt!

 

 

 

 

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(Schülerassistenz)                                                                 (Teamleitung Projekt)

 

 

Zur vertraulichen Behandlung von personenbezogenen Daten wurden Namen und Orte des Projekts „Chancengleichheit bei Schulbeginn“ anonymisiert.